Electronics Prototyping im Vergleich: Der richtige Weg für Ihre Produktidee

Dienstag, 09. September 2025

Electronics Prototyping im Vergleich: Der richtige Weg für Ihre Produktidee

In der modernen Elektronikentwicklung zählt vor allem eines: Time-to-Market. Unternehmen stehen unter dem Druck, innovative Produkte schnell und effizient zur Marktreife zu bringen, um sich im Wettbewerb zu behaupten. Eine zentrale strategische Entscheidung dabei ist die Wahl des passenden Prototyping-Ansatzes: klassisches Prototyping oder Rapid Prototyping. Doch worin unterscheiden sich die beiden Methoden, und wann ist welche sinnvoll?

Herr Klinger, in der Elektronikentwicklung stehen Unternehmen oft vor der Wahl zwischen Rapid Prototyping und klassischem Prototyping. Was sind die entscheidenden Unterschiede?

Andreas Klinger: Während klassisches Prototyping auf seriennahe Fertigung, Validierung und Regelkonformität abzielt, liegt der Fokus beim Rapid Prototyping auf der schnellen Umsetzung, hoher Designflexibilität und der Möglichkeit, frühzeitig Nutzerfeedback einzubeziehen. Die Wahl des geeigneten Verfahrens hängt stark von der jeweiligen Entwicklungsphase sowie den technischen und regulatorischen Anforderungen ab.

Welche Risiken ergeben sich, wenn Unternehmen das für ihr Projekt ungeeignete Prototyping-Verfahren wählen – und wie lassen sich solche Fehlentscheidungen vermeiden?

Andreas Klinger: Die Wahl des falschen Prototyping-Verfahrens kann weitreichende Folgen haben, sowohl technisch als auch wirtschaftlich. Wird beispielsweise Rapid Prototyping in einer späten Entwicklungsphase eingesetzt, fehlt häufig die nötige Serientauglichkeit und regulatorische Absicherung. Das kann zu Verzögerungen bei der Zulassung oder sogar zu kostenintensiven Nacharbeiten führen. Umgekehrt kann klassisches Prototyping in frühen Phasen zu starren Entwicklungsprozessen führen, die wenig Raum für kreative Iterationen lassen. Designänderungen sind aufwendiger und teurer, was gerade bei innovativen Projekten den Fortschritt hemmen und die Wettbewerbsfähigkeit des Projekts beeinträchtigen kann. Um solche Fehlentscheidungen zu vermeiden, ist eine fundierte Bedarfsanalyse entscheidend, idealerweise in enger Abstimmung mit erfahrenen Entwicklungspartnern.

Können Sie ein konkretes Beispiel nennen, bei dem Rapid Prototyping besonders hilfreich war?

Andreas Klinger: Ein besonders eindrucksvolles Beispiel stammt aus der Zusammenarbeit mit einem jungen Unternehmen, das sich auf die Industrialisierung von KI-Anwendungen spezialisiert hat. Das Team stand unter erheblichem Zeitdruck und benötigte innerhalb weniger Tage einen voll funktionsfähigen Prototyp für eine komplexe Sensoreinheit, inklusive Elektronik, Gehäuse und Schnittstellenintegration. Dank des Rapid-Prototyping-Ansatzes konnte innerhalb einer Woche ein einsatzbereites Muster geliefert werden, das alle grundlegenden Funktionen abbildete. Die schnelle Verfügbarkeit ermöglichte dem Kunden, unmittelbar erste Tests durchzuführen, wertvolles Nutzerfeedback zu sammeln und das Design iterativ zu verbessern. Dank der hohen Geschwindigkeit und Flexibilität konnten die internen Entwicklungszyklen deutlich verkürzt werden und der Kunde hatte die Möglichkeit, Investoren bereits früh ein greifbares Ergebnis zu präsentieren.

Gab es ein Projekt, bei dem klassisches Prototyping entscheidend für die spätere Serienfertigung war?

Andreas Klinger: Ein sehr gutes Beispiel stammt aus einem Projekt mit einem Kunden aus dem MedTech-Sektor, der kurz vor dem Serienstart stand. In dieser Phase war ein klassisches Validierungsmuster erforderlich, um die Konformität mit regulatorischen Vorgaben sicherzustellen, insbesondere im Hinblick auf Patientensicherheit und dokumentierte Nachverfolgbarkeit. Die Anforderungen im MedTech-Bereich sind komplex und erfordern immer eine enge Abstimmung zwischen dem Kunden, ggf. einem spezialisierten Layoutbüro und dem Prototypenhersteller. Durch gezielte Design- und Layoutoptimierungen konnten seriennahe Muster gefertigt werden, die nicht nur den technischen Spezifikationen entsprachen, sondern auch die regulatorischen Prüfprozesse erfolgreich durchliefen. Diese Muster bildeten die Grundlage für die Zulassung und ermöglichten einen reibungslosen Übergang in die Serienproduktion. Klassisches Prototyping war hier entscheidend, da es nicht nur die technische Reife, sondern auch die formale Sicherheit für den Markteintritt gewährleistete.

Können Sie diese technischen Unterschiede von Rapid und klassischem Prototyping noch einmal systematisch zusammenfassen?

Andreas Klinger: Ja, sehr gerne. Die folgende Tabelle stellt die Unterscheidungskriterien übersichtlich dar:

 

Rapid Prototyping

Klassisches Prototyping

Durchlaufzeit

Wenige Tage

Wochen bis Monate

Zielsetzung

›        Konzepttest

›        frühes Feedback

›        Designoptimierung

›        Validierung

›        Normerfüllung

›        Seriennähe

Einsatzphase

›        Frühphase

›        Konzeptverifizierung

›        Spätphase

›        Vorserie

Materialwahl

Alternativbauteile, schnell verfügbar

Seriennah oder stücklistenkonform

Flexibilität

Hoch

Gering

Kostenstruktur

›        Geringe Einstiegskosten durch Verzicht auf teure Spezialwerkzeuge

›        Hohe Stückkosten aufgrund Materialeinkaufs mit kürzester Lieferzeit

›        ideal für Einzelstücke und frühe Entwicklungsphasen

›        Erfordert höhere Anfangsinvestitionen für Werkzeuge, Vorrichtungen und ggf. Testsystemen

›        Sinkende Stückkosten aufgrund Materialeinkauf mit längerer Lieferzeit

›        wirtschaftlich ab Seriennähe

 

Abschließend gefragt: Wie entscheiden Unternehmen, welches Prototyping-Verfahren im jeweiligen Projekt am besten geeignet ist – und welche Unterstützung bieten Sie dabei konkret an?

Andreas Klinger: Die Entscheidung für das passende Prototyping-Verfahren hängt, wie oben bereits erwähnt, maßgeblich von der jeweiligen Entwicklungsphase sowie den technischen und regulatorischen Anforderungen des Projekts ab. In der frühen Konzeptphase ist Rapid Prototyping besonders wertvoll: Es ermöglicht schnelle Iterationen, hohe Designflexibilität und frühes Nutzerfeedback, was ideal ist, um Ideen greifbar zu machen und erste Funktionstests durchzuführen. Klassisches Prototyping hingegen spielt seine Stärken in späteren Phasen aus, wenn es um Validierung, Regelkonformität und die Vorbereitung auf die Serienfertigung geht. Es liefert seriennahe Muster, die regulatorischen Anforderungen standhalten und eine stabile Basis für die Industrialisierung bilden. In der Praxis zeigt sich oft, dass eine Kombination beider Ansätze den größten Mehrwert bietet – von der ersten Idee bis zur finalen Serienfreigabe. Besonders effizient wird dieser Prozess, wenn beide Verfahren aus einer Hand kommen: Ein erfahrener Anbieter, der beide Disziplinen beherrscht, sorgt für nahtlose Übergänge, konsistente Qualität und verkürzte Entwicklungszeiten.

Genau hier setzt unsere Servicemarke Electronics² an: Wir unterstützen unsere Kunden mit schnellen, agilen Prototypen ebenso wie mit unter Serienaspekten optimierten Validierungsmustern.

Wenn Sie vor der Entscheidung stehen, welches Verfahren für Ihr Projekt am besten geeignet ist, beraten wir Sie gerne individuell und lösungsorientiert. Kontaktieren Sie uns unter [email protected] – wir freuen uns auf Ihre Anfrage.

Andreas Klinger

Andreas Klinger ist Business Development Manager mit über 30 Jahren Erfahrung in der Elektronikfertigung. Seit 2020 bei der beflex electronic GmbH, prägte er den Aufbau des Standorts Hamburg. Seine Expertise in Kundenberatung, NPI-Prozesssteuerung und Innovationsmanagement unterstützt Kunden bei anspruchsvollen Prototyping- und Kleinserienprojekten.

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